MOMO - nach knapp 40 Jahren nochmal lesen
Werner Motzet April 9 2019 06:02:40 PM
Momo
Wie kam ich eigentlich auf die Idee? Keine Ahnung, vor wenigen Tagen hatte ich das Verlangen, dieses Buch von Michael Ende wieder zu lesen. Zwei Themen aus dem Buch MOMO hatten mich als junger Mensch kurz vor dem Abschluss des Theologiestudiums ganz besonders angesprochen:
Zeit & Zuhören
Zum Thema Zuhören finden sich schon auf Seite 14 ff:
"...>>Geh doch zu Momo !<<
Aber warum?... Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören. Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, daß dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte,
nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit Ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, daß sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, daß ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wußten, was sie wollten.
Oder daß Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten.
Oder daß Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.
... So konnte Momo zuhören !"
Wie sehr ich das seit damals liebe: Zuhören, echtes Zuhören bedeutet:
"....sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. "
Ganz da sein - Ganz aufmerksam sein - Ganz Anteil nehmen
Und was bewirkt das im Gegenüber?
"... und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, daß sie in ihm steckten. ..."
Als Zuhörer, darf ich mit meiner ganzen Anwesenheit den Raum geben, in dem das geschehen kann.
In meiner Sprache: Als guter Zuhörer brauche ich:
- einen guten Popo, um ganz da zu sitzen, ganz da zu sein,
- gute Ohren um ganz "Ohr zu sein",
- ein gutes Gesicht voll Aufmerksamkeit und Anteilnahme und eine Körperhaltung der Zuwendung,
- Hände, die den Raum halten, schützen und bewahren.
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